Erstes Netzwerktreffen in Präsenz seit 2020

Über 50 hochrangige, deutsche Expert*innen haben sich auf der sechsten Netzwerkveranstaltung des Governance-Fonds am 7. September 2021 mit GIZ-Kolleg*innen und Expert*innen aus der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zu Governance-Themen ausgetauscht. Aufgrund eines Bahnstreiks wurde die Präsenzveranstaltung in der Niedersächsischen Landesrepräsentanz in Berlin kurzfristig in eine Hybridveranstaltung mit Livestream umgewandelt, so dass zu den über 30 Gästen vor Ort über 20 Gäste virtuell hinzukamen.
Erste Präsenzveranstaltung seit Beginn der Corona-Pandemie
Präsenzveranstaltungen mussten im Governance-Fonds wie in den meisten anderen Bereichen während der Corona-Pandemie eingestellt werden. Darum hat der Governance-Fonds neue Austauschformate entwickelt und virtuell durchgeführt. Wie sehr jedoch der direkte, persönliche Austausch fehlte, zeigte die 6. Netzwerkveranstaltung des Governance-Fonds. Rund 50 Mitglieder des Expertennetzwerks folgten der Einladung.
Nach einer Begrüßung durch Johannes Sturm, Leiter der Landesvertretung des Landes Niedersachsen in Berlin, führte Herr Dr. Ingolf Dietrich, Leiter der Unterabteilung „Agenda 2030, Demokratie, Menschenrechte, Gleichberechtigung und Bildung“ im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in die Veranstaltung ein. Herr Dietrich, der virtuell hinzugeschaltet war, hob in seinem Beitrag die Bedeutung von Good Governance für nachhaltige Entwicklung hervor.
Transparentes Verwaltungshandeln und mehr Rechtssicherheit

Dr. Birgit Grundmann, Staatssekretärin im Bundesjustizministerium, a.D.
Die Netzwerkveranstaltung zeigte, wie breit die Einsatzmöglichkeiten deutscher Expertinnen und Experten in den Partnerländern der GIZ sind. So berichtete Dr. Birgit Grundmann, Staatssekretärin im Bundesjustizministerium, a.D. von ihrem Aufenthalt in Äthiopien kurz vor dem ersten Lockdown. Gemeinsam mit Friedrich-Joachim Mehmel, Präsident des Hamburger Oberverwaltungsgerichts, a.D., und einem Team äthiopischer Expertinnen und Experten hatte Frau Dr. Grundmann eine Gesetzesbegründung für das neue äthiopische Bundesverwaltungsgesetz erstellt. Es schreibt klare rechtliche Regelungen für alle Formen des Verwaltungshandelns vor. Das äthiopische Justizministerium hat sich diese Gesetzesbegründung zu eigen gemacht und am 22. Juli 2021 in Addis Abeba offiziell vorgestellt.

Jens Bullerjahn, ehemaliger Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt
Jens Bullerjahn, ehemaliger Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt, berichtete, wie er Partnerinnen und Partner aus Benin und Burkina Faso über virtuelle Plattformen beraten hat und mit Mosambikanischen Verwaltungsangestellten im Austausch steht. Wie Diskussionen und Gespräche während der Veranstaltung zeigten, sind dies nur zwei von vielen Beispielen, in denen die Zusammenarbeit zwischen deutschen Netzwerkpartner*innen und ihren Counterparts in den Partnerländern gut funktioniert hat.
Special guest: Alero A. Ayida-Otobo aus Nigeria

Alero A. Ayida-Otobo, CEO, per livestream aus der School of Policy, Politics and Governance (SPPG) in Nigeria
Als besonderer Gast wurde Alero A. Ayida-Otobo per livestream aus der School of Policy, Politics and Governance (SPPG) in Nigeria zugeschaltet. Sie ist CEO der SPPG und erläuterte im Interview mit Moderatorin Kah Walla, warum Governance ein Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung ist und was das Erfolgsrezept der SPPG ist: Die SPPG setzt auf das Empowerment junger Menschen mit Potential. Um Verwaltung und Politik zu reformieren, müssen gerade die jungen Menschen davon überzeugt werden, dass der öffentliche Sektor ein Schlüssel zur Verbesserung der Lebensqualität aller Menschen sein kann. Junge Leute müssen in ihren Fähigkeiten, Verantwortung zu übernehmen gestärkt und bestätigt werden. Nur so könne strukturelle Veränderung erreicht werden.
Good Governance – Schwerpunkte der Zukunft?

Dr. Kathrin Lorenz, GIZ-Abteilungsleiterin Governance und Konflikt
Dr. Kathrin Lorenz, GIZ-Abteilungsleiterin Governance und Konflikt, und Dr. Christian von Haldenwang vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) beschäftigten sich in ihren Präsentationen mit der Frage, welches die zukünftigen Themen im Bereich Governance sein werden. Klar ist vor allem eines: Die Governance der Zukunft ist immer auch “Governance in Crisis”. Die globalen Governance-Themen werden auch die Gebiete sein, in denen die GIZ sich verstärkt engagieren wird: Governance in fragilen Kontexten, Urbanisierung, Klimawandel und Digitalisierung. Schon vor dem Abzug internationaler Truppen und Organisationen aus Afghanistan stellte sich die GIZ die Frage, unter welchen Voraussetzungen Governance-Vorhaben erfolgreich sein können. Eine von der GIZ beauftragte Evaluation aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Vorhaben besonders dann erfolgreich sind, wenn sich durch die Beratung die Zusammenarbeit von nationalen und sub-nationalen Akteuren verbessert. Kooperationsformen zwischen Staat, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft müssen daher zukünftig noch stärker weiterentwickelt werden.
Governance-Fonds – auch zukünftig Mix aus Virtuell und Präsenz

Karen Losse, die Leiterin des Governance-Fonds
Wie geht es weiter im Governance-Fonds? Diese Frage beantwortete Karen Losse, die Leiterin des Governance-Fonds. Die erfolgreichen virtuellen Formate, die aus der Pandemie hervorgegangen sind, werden beibehalten. Vor allem die virtuellen Masterclasses werden weiter durchgeführt. In diesen 2-3-stündigen Veranstaltungen geben deutsche Netzwerkpartnerinnen und Partner einen Input zu einem relevanten Thema. Im Anschluss gibt es ausreichend Zeit für Diskussionen zwischen den Referentinnen und Referenten und den zugeschalteten Expertinnen und Experten aus den Partnerländern. Karen Losse kündigte an, dass der Governance Fonds im Jahr 2022 zu einem weiteren großen Netzwerktreffen mit Vertretern aus den Partnerländern und mit den deutschen Netzwerkpartnern einladen wird, wenn der Verlauf der Pandemie dies zulässt.